BUND NRW Landesarbeitskreis Verkehr
Von Heidas - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=30545

Klimafreundlich-Klimaneutral u.s.w im Flugverkehr - viele Begriffe und was sagen die aus?

Was ist Fakt - was ist Werbe-Fake?

Dr. Ulrich Scharfenort, Vorsitzender der Bürgerinitiative „Saubere Luft“ hat sich die Mühe gemacht und ein kleines "Lexikon" zu diesem Thema verfasst. 

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Die Veröffentlichung ist auch unter folgendem Link einzusehen:
https://klimadiskurs-nrw.de/klimaschutz-im-flugverkehr-newsletter-beitrag/

Mit freundlicher Genehmigung des Autors dürfen wir auch hier veröffentlichen.

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Klimaschutz ist für den Flugverkehr eine sehr schwierige Angelegenheit. Dies liegt daran, dass Flugverkehr primär in einem Teil der Atmosphäre stattfindet, in dem andere Bedingungen, als am Boden bestehen (obere Troposphäre/untere Stratosphäre).

In der Publikation „Schwerpunkt Fliegen“ des Umweltbundesamtes findet sich auf den Seiten 16-17 neben CO2 noch weitere Treibhausstoffe: Ruß, Ozon, Kondenstreifen/Zirren/Wasser (gasförmig), Sulfat, Methanabbau, Indirekter Aerosolwolkeneffekt. Die letzten drei sind abkühlende Effekte, aber letztendlich überwiegen die aufheizenden Effekte.

5-8 Prozent trägt laut der UBA-Publikation der Flugverkehr zur Klimaerwärmung bei. CO2 macht davon nur ca. 1/3 bis 1/4 aus. Um sich ein klares Bild der Bemühungen des Flugverkehrs um Klimaschutz machen zu können, braucht es ein Verständnis der nachfolgenden öfters verwendeten Begriffe mit Bewertung.

Treibhausstoffe

Allgemein wird von Treibhausgasen gesprochen, da allerdings in der Auflistung auch Feststoffe sind, ist der Begriff Treibhausstoffe angebrachter.

CO2-neutral

CO2-neutral bedeutet, dass nicht mehr CO2 ausgestoßen wird, als auch wieder der Atmosphäre entnommen wird. CO2-neutral wäre im Flugverkehr eine Verbesserung gegenüber heute, reicht allerdings nicht, da wie dargelegt noch weitere Treibhausstoffe ausgestoßen werden.

Klimaneutral

Klimaneutral bedeutet, dass nicht mehr Treibhausstoffe ausgestoßen werden, als wieder der Atmosphäre entnommen werden. Dabei muss man bedenken, dass einzelne Treibhausstoffe unterschiedlich starke Auswirkungen haben. Man gibt dies meist in CO2-Äquivalenten an.

Ein batterieelektrischer Antrieb ist die einzige Form des Fliegens, welche klimaneutral sein kann. Die Entwicklung steht hier allerdings noch am Anfang und es ist ausgeschlossen, dass man bis 2050 vollständig auf diese Antriebsart umstellen kann.

Klimafreundlich

Klimafreundlich wird als Begriff immer wieder gerne verwendet. Allerdings ist dieser Begriff nichtssagend. Eine Verringerung von CO2 ist sicherlich klimafreundlich. Allerdings legt man sich bei dieser Wortwahl nicht fest, ob und wie viel man wirklich erreicht. Es kann viel sein oder auch nicht.

Klimaneutrales Kerosin / Grünes Kerosin / Biokerosin / Sustainable Aviation Fuel (SAF) / nachhaltiger Flugkraftstoff

Da die Begriffe annähernd Synonym sind, werden diese zusammengefasst.

Der Begriff „klimaneutrales Kerosin“ taucht ab und an auf, allerdings kann die Verbrennung von Kerosin nie klimaneutral sein. Je nach Herstellung kann man CO2-neutrales Kerosin herstellen und wenn die Rahmenbedingungen gut sind, können auch die restlichen Treibhausstoffe reduziert werden, Klimaneutralität ist aber ausgeschlossen, da immer zumindest Wasser entsteht. Und Wasser ist ein Treibhausgas, was in Bodennähe natürlich in größerer Menge vorkommt, aber in höheren Luftschichten, wie Flughöhe, selten ist. Der Luftaustausch zwischen dem Boden und Flughöhe ist nicht so hoch, sodass das künstlich eingebrachtes Wasser dort länger verbleibt, was dazu führt, dass es zu einer zusätzlichen Erwärmung kommt.

Den wenigsten ist bewusst, dass der natürliche Treibhauseffekt von Wasser unser Leben auf der Erde erst möglich macht, die künstliche Erhöhung von Wasser trägt allerdings zur Klimaerwärmung bei.

Die anderen Begriffe stehen auch nur für möglicherweise CO2-neutrales Kerosin, wobei diese schwammiger sind, sodass man hier auch noch fossiles Kerosin drin haben könnte.

Wasserstoffantrieb

Eine große Hoffnung setzt die Flugbranche scheinbar auf Wasserstoff, allerdings wird dabei regelmäßig vergessen, dass Wasser ein Treibhausgas ist und aus den höheren Luftschichten nicht einfach so ausregnet. Das heißt, seit vielen Jahren wird Wasser in der zuvor eher trocknen Flughöhe angereichert. Dies hat natürlich Auswirkungen auf das Klima. Das heißt, auch Wasserstoff kann nicht klimaneutral sein und würde die Wassermenge erhöhen.

Emissionsfreie Flugzeuge

Der Begriff „emissionsfreie Flugzeuge“ ist fragwürdig, da man solche Flugzeuge niemals herstellen kann. Selbst die Umstellung auf Elektronantrieb, welcher noch in weiter Ferne liegt, würde eine Emission nicht verhindern. Denn schließlich ist auch Fluglärm eine Emission, welcher die Luft verunreinigt.

Klimaneutraler Flughafen

Einige Flughäfen versuchen, durch Abtrennung des Bodenbetriebs den Flughafen für klimaneutral zu erklären, wobei man hier immer darauf hinweisen muss, dass der Flugverkehr selbst dadurch nicht klimaneutral wird. Der einzige Daseinszweck eines Flughafens ist der Flugbetrieb. Da ein Flug immer zwischen zwei Flughäfen stattfindet (von Sonderfällen abgesehen), ist die Klimawirkung jedes Fluges jeweils zur Hälfte dem Start- und Zielflughafen zuzuordnen. Das heißt, solange der Flugverkehr nicht klimaneutral ist, ist es auch der Flughafen nicht. Der marginale Bodenbetrieb kann klimaneutral werden, allerdings überwiegt bei weitem die Klimawirkung des Flugverkehrs.

Es ist immer wieder zu beobachten, dass die zuvor aufgeführten Begriffe vermischt werden. Dies macht es gerade für Laien sehr schwer zu verstehen, wie viel Klimaschutz man nun wirklich geboten bekommt. Deshalb die Aufschlüsselung der Begriffe.

Ob man noch fliegt oder nicht, ist eine eigene Entscheidung, man muss sich aber immer über die Auswirkungen klar sein und darüber, dass klimaneutrales Fliegen auch 2050 nicht möglich sein wird.

 

Der Flugverkehr ist weiter ein großer Klimakiller und wird immer noch hoch subventioniert

Deshalb: Weniger ist mehr! Sieben schnelle Schritte für einen klima- und ressourcen-schonenden Luftverkehr

Der Luftverkehr trägt mit rund 6 Prozent zur Erderhitzung bei: 2,5 Prozent aufgrund der direkten CO2-Emissionen und 3,5 Prozent durch die Nicht CO2-Emissionen infolge direkter Schadstoffeintragungen in hohe Luftschichten. Deshalb gilt es unverzüglich zu handeln! 

Hier nun die 7 Schritte !

1.  Ein neues Luftverkehrskonzept vorlegen

2.  Ultrakurzstreckenflüge auf die Schiene verlagern

3.  Dienst- und Geschäftsreisen reduzieren und verlagern

4.  Private Urlaubsreisen zu "gerechten Preisen" nachhaltig gestalten. 

5.  EU-Emissionshandel reformieren und internationalisieren

6.  Internationale Kerosinsteuer als Alternative zum Emissionshandel einführen

7.  Internationale „Klimaschutz“–Vereinbarung CORSIA ablehnen, weil  es sich

     dabei um eine Mogelpackung handelt und die Emissionen nur weiter wachsen würden

 

Unter BEITRÄGE ZUM THEMA FLUGVERKEHR sind weitere Infos dazu.